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Gentech-Moratorium: Der Weg für Europa

25.04.2009

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5. Konferenz der gentechnikfreien Regionen Europas in Luzern war großer Erfolg: Resolution der 250 KonferenzteilnehmerInnen aus 39 Ländern fordert EU-weites Gentech-Moratorium

Zur Konferenz bin ich wie üblich mit dem Nachtzug aus Oberösterreich angereist. Die ersten Impressionen von Luzern und vom Tagungszentrum waren vielversprechend.

Luzern liegt wunderschön am Vierwaldstättersee mit herrlichem Blick auf die Schweizer Berge.

Im Gepäck mit dabei meine Präsentation über die Situation betreffend Gentechnikfreiheit in Österreich. Mit dem Morgenzug angekommen schaffe ich es gerade noch pünktlich den Start mit prominenten RednerInnen mitzubekommen.

Die Eröffnungsmoderation leitet Maya Graf, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft für eine gentechnikfreie Schweiz und Abgeordnete der Grünen im Schweizer Parlament.

Mitte: Maya Graf (Grüne Schweiz) und Tina Goethe (Swissaid)

Es folgten zahlreiche Vorträge von PolitikerInnen aller Parteien. Darunter auch Renate Künast ehemalige Landwirtschaftsministerin Deutschlands, Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Grüner Agrarsprecher im Europaparlament, aber auch die Präsidentin der Schweizerischen Nationalversammlung Frau Chiara Simoneschi-Cortesi und der Präsident des Luzerner Kantonparlaments, Adrian Borgula unterstützen die Tagung. Die schottische Umweltministerin Roseanna Cunningham war kurzfristig verhindert und schickte eine Video-Botschaft. Österreichs Landwirtschaftsminister Berlakovich war ebenfalls zur Eröffnung eingeladen.

 

Aufbruchstimmung für ein gentechnikfreies Europa nützen

In Österreich haben wir mit Unterstützung der Umweltbewegung und der KonsumentInnen erreicht, dass kein Gentechnik-Anbau stattfindet. Jetzt müssen auch auf EU-Ebene die Weichen in Richtung Gentechnikfreiheit gestellt werden. Bei der Konferenz der gentechnikfreien Regionen "Food and Democracy" in Luzern habe ich von den österreichischen Erfahrungen in den letzten Jahren in Sachen Agro-Gentechnik den Länderbericht gestaltet (mein Konferenzbeitrag siehe Download).

 

Die EU-Kommission, die bisher die Gentechnik-Zulassungsanträge der Firmen mit 'fachlicher' Unterstützung der Europäischen Lebensmittelagentur EFSA durch gewunken hat, muss ihr Regelwerk im Sinne des Vorsorgeprinzips und des Rechts der Regionen auf Gentechnikfreiheit ändern.

 

 

Es sind auch sozioökonomische Kriterien in Betracht zu ziehen. Die derzeit angebotenen Gentechnik-Produkte sind nutzlos, risikobehaftet und teuer. Das EU-Zulassungsverfahren muss dahingehend geändert werden, dass Firmen nachweisen müssen, welchen Nutzen diese Konstrukte bringen, welche Probleme sie lösen können, welche gesundheitlichen und ökologischen Langzeitfolgen sie haben. Beim Einsatz der Gentechnik kommt es zu Vermischungen bei der Ernte, Lagerung, Trocknung und beim Transport. Die Kosten für eine angemessene Reinigung der Maschinen und Trennung der Produkte übersteigen die Erntekosten um ein Vielfaches. Durch den Anbau von Gentechnik ist auch das bewährte Miteinander landwirtschaftlicher Betriebe in Gefahr. Bei den kleinräumigen Strukturen in Österreich mit dem relativ hohen Anteil an Biobetrieben und Bio-Regionen sowie Naturschutzgebieten käme mit dem Anbau von Gentechnik nur "Krieg in die Dörfer", was mit allen Mitteln verhindert werden muss.



Dass die Agro-Gentechnik weder an den Ackerrändern noch an den Grenzen halt macht, beweisen etliche Studien. So ergab eine Studie mexikanischer Kleinbauern, dass selbst in abgelegenen Regionen der traditionelle Mais bis zu einem Drittel gentechnisch verunreinigt wurde. Das Ergebnis eines dreijährigen Anbauversuchs in England endete für die Industrie mit einem Schock: Der Spritzmitteleinsatz bei herbizidrestitentem Raps führte zu einer deutlichen Reduktion der biologischen Vielfalt auf dem Acker. Flora und Fauna litten messbar unter dem Einsatz des Totalherbizides. Pollen von Gen-Raps wurde noch in 26 Kilometer Entfernung gefunden. Herbizidresistente Pflanzen geraten auch in den USA immer mehr unter Druck: Wegen des großflächigen Anbaus von Gen-Soja werden immer mehr Unkräuter gegen das Spritzmittel Glyphosat der Firma Monsanto resistent. Das Problem hat bereits jetzt für die LandwirtInnen erhebliche ökonomische Ausmaße erreicht.

Auch Percy Schmeiser aus Kanada war angereist und viele viele andere bekannte Gesichter. Ein besonders interessanter Beitrag wurde von Hans Herren, einem der Autoren des Internationalen Weltagrarberichts der Vereinten Nationen beigesteuert.

Aus seinem Beitrag ging klar hervor: Business as usual is not an option! - Grundlegende Änderungen in der Weltagrarpolitik sind erforderlich, um das Problem des Hungers wirklich in den Griff zu bekommen. Die Agro-Gentechnik ist dabei keine Hilfe wie die Autoren unmißverständlich herausgearbeitet haben.

Die Berichte zu den einzelnen Ländern kann man unter folgender Adresse auf der Homepage der gentechnikfreien Regionen finden: LINK Länderberichte

Abschlussfoto: Im Vordergrund neben Percy Schmeiser, Hans Urs (Grüner Bauer und Abgeordneter CH), rechts neben mir Christoph Fischer von Zivilcourage Rosenheim und Jochen Koester (Genfrei-Soja) u.v.a.

Vor der Rückreise mit dem Zug hatte ich noch eine bißchen Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Dabei bin ich auf einen lustigen kleinen Unterschied aufmerksam geworden:

In der Schweiz ticken die Uhren anders: Der Schweizer Raiffeisenverband hat eine rote Werbereklame - im Unterschied zu Österreich wo die Raiffeisen-Farben schwarz-gelb sind.

Das Abschluss-Dokument der Konferenz fordert ein europaweites Moratorium:

Gentech-Moratorium: Der Weg für Europa

Die Teilnehmenden der 5. Europäischen Konferenz der gentechnikfreien Regionen „Food and Democracy" fordern ein EU-weites Moratorium für die Zulassung und den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO .

Heute - nachdem sechs EU-Mitgliedstaaten den Anbau von MON810 verbieten und angesichts der rasanten Zunahme gentechnikfreier Regionen in ganz Europa - ist der Augenblick für ein Moratorium so günstig wie noch nie.


Das Moratorium soll genutzt werden:

• um die EU-Gesetzgebung zu überdenken und die regionale Selbstbestimmung zu stärken.

• um die Risikobeurteilung im Sinne des Vorsorgeprinzips neu festzulegen. Dabei sind auch sozio-ökonomische Auswirkungen einzubeziehen.

• um eine gentechnikfreie und vielfältige Landwirtschaft zu fördern und die Ernährungssouveränität sicher zu stellen.

Wir rufen die Agro-Gentechnik-Konzerne auf, das Hungerproblem nicht länger zu missbrauchen, um die Einführung von GVO zu rechtfertigen. Diese irreführende Propaganda ist durch alle praktische Erfahrung widerlegt. Wir halten sie daher für falsch und unethisch.

Die Teilnehmenden der 5. Europäischen Konferenz der gentechnikfreien Regionen stellen am Ende der Tagung zu „Food and Democracy" fest:

• Gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel entsprechen dem Willen der Bevölkerungsmehrheit in Europa

• Für Europas Bauern und Bäuerinnen, Konsumentinnen und Konsumenten ist die nachhaltige Nahrungserzeugung ohne Gentechnik die Strategie für heute und morgen. Wir danken den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, die uns mit ihrer demokratischen Entscheidung für ein Anbau-Moratorium den Weg für ganz Europa aufzeigen.

Diese Schlußerklärung wurde von 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz aus 28 Ländern verabschiedet.

 

 



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