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Gemeinsame Lebensmittel- und Agrarpolitik nach 2013 muss gentechnikfrei werden
16.03.2010

Typ
Presseaussendung

Kategorie
RSS Feed Agrarpolitik



Gemeinsame Lebensmittel- und Agrarpolitik nach 2013 muss gentechnikfrei werden

Grüne unterstützen die europäische Food-Declaration für eine ökologischere und soziale Agrarpolitik

"Die europäische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion muss frei von Gentechnik werden. Die Bauern und Bäuerinnen müssen über Saatgut und die Diversität lokaler Vielfalt direkten Einfluss zurückgewinnen. Die Zulassung der Gen-Kartoffel Amflora im Schnellverfahren per Rundlaufbeschluss ist ein Affront gegen die europäischen KonsumentInnen. Die Grünen unterstützen daher die europäische Food-Declaration, die von den NGOs erarbeitet wurde ", erklärt Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, anlässlich der heutigen Anti-Amflora-Demonstration vor einer Supermarktkette in Wien .

Die Industrialisierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion hat in den letzten Jahrzehnten zu einer massiven Arbeitsplatzvernichtung im ländlichen Raum beigetragen. Gleichzeitig ist die Vielfalt lokaler Ernährungskulturen zurückgedrängt und eine ungesunde Ernährungsweise, die reich an Kalorien, Fett und Salz, jedoch arm an Obst, Gemüse und Getreide ist, vorangetrieben worden. Der steigende Verluste an Biodiversität und das internationale Lobbying der agroindustriellen Gentechnik-Landwirtschaft sind nicht Lösung, sondern Ursache des Problems: Auf der einen Seite eine wachsende Weltbevölkerung mit steigendem Hunger, auf der anderen Seite immer mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen infolge falscher Ernährung. "Die Agrarpolitik muss daher aus den Fängen der agroindustriellen Interessen herausgelöst werden und ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht werden", fordert Pirklhuber.

Der Weltagrarbericht "International Assessment of Agricultural Sciene, Knowledge and Technology for Developement" (IAASTD) vom April 2008, der von der Weltbank initiiert und von den Vereinten Nationen in Auftrag gegeben wurde, kommt zu folgendem Ergebnis: Es bedarf eines radikalen und systematischen Wandels in der landwirtschaftlichen Forschung, Entwicklung und Praxis, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein ("Business as usual is just not an option").

"Die industrielle Landwirtschaft in ihrer heutigen Form hat keine Zukunft. Nicht Hightech und Gentechnik, sondern lokale Vielfalt und regional angepasste Anbaumethoden bäuerlicher Landwirtschaft können die Welt ernähren. Auch Agrartreibstoffe sind keine vertretbare Option; effizientere, integrierte und dezentrale Formen der Bio-Energiegewinnung (Strom und Wärme) dagegen sehr wohl. Gefordert wird die Entwicklung einer neuen Agrarökologie, einer regionalen Kreislaufwirtschaft und die Aufwertung des lokalen Erfahrungswissens", erläutert Pirklhuber und weist darauf hin, dass die Gentechnik-Kartoffel der Firma BASF ein antibiotikaresistentes Marker-Gen enthält, das in der humanmedizinischen Therapie angewendet wird und die Verbreitung von Resistenzgenen die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigen könnte. Der vormaligen EU-Kommission war die "Kartoffel zu heiß" und sie hat den Fall an die Europäische Arzneimittelagentur EMEA zur Beurteilung weitergeleitet. Die Prüfung der EMEA unterstrich die Wichtigkeit der Antibiotika in der humanmedizinischen Therapie, so Pirklhuber.

Auch sei im Falle eines Anbaues eine Ausbreitung der Kartoffel auf die Nachbarfelder nicht auszuschließen. "Bei der Ernte bleiben üblicherweise etliche Kartoffel im Boden, können im darauffolgenden Jahr keimen und durch Erntemaschinen weiterverbreitet werden. Für alle Bäuerinnen und Bauern, die sich für eine gentechnikfreie Produktion entscheiden, ist das eine existenzielle Bedrohung", warnt Pirklhuber. Die Grünen werden einen Entschließungsantrag auf ein Importverbot für die Gentechnik-Kartoffel bei der nächsten Plenarsitzung einbringen und werben für die Zustimmung der anderen Fraktionen.