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Gefährliche Transfette in Lebensmitteln verbieten
05.08.2008

Grüne wollen strenge Grenzwerte von maximal 2 % für Transfettsäuren nach dem Vorbild Dänemarks und fordern umfassende Reform der Lebensmittel-Kennzeichnung!

In der Cover-Geschichte des Profil wird das Problem der Transfett-Säuren diese Woche aufgegriffen. Damit habe ich mich schon seit mehreren Jahren intensiv beschäftigt und einige parlamentarische Initiativen dazu gesetzt (siehe weiter unten!)




Angesichts eines globalisierten Lebensmittelmarktes und dem Agro-Treibstoffboom drohen Transfette verstärkt in die Lebensmittelverarbeitung zu gelangen. Daher ist es sinnvoll, Grenzwerte für Transfettsäuren auch gesetzlich festzulegen, denn eine vorsorgende Gesundheitspolitik muss Vorrang vor möglichem Lebensmittel-Dumping haben. Es ist daher ein Gebot der Stunde, das Zögern und Zaudern und die Vertagungstaktik, wie sie von den Regierungsparteien praktiziert wurden, aufzugeben. Österreich sollte umgehend dem dänischen und kalifornischen Modell folgen und verbindliche Grenzwerte für Transfette beschließen. Gleichzeitig muss sich die künftige Bundesregierung für eine EU-weite Regelung stark machen.

Fakten zu den Transfettsäuren

Trans-Fettsäuren (trans fatty acids) entstehen in unterschiedlichem Ausmaß bei der industriellen Härtung von Ölen zur Herstellung von halbfesten und festen Speisefetten wie Margarinen, Back- und Streichfetten, sie können sich aber auch durch das Erhitzen und Braten von Ölen bei hohen Temperaturen bilden.



Trans-Fettsäuren kommen auch natürlich vor, z.B. durch bakterielle Transformation von ungesättigten Fettsäuren im Pansen von Wiederkäuern. Viele Lebensmittel wie Backwaren, Fast-Food-Produkte, Snacks, Kekse, frittierte Speisen und fette Brotaufstriche können Trans-Fettsäuren enthalten.



Enormer Risiko-Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Trans-Fettsäuren zählen aus ernährungsphysiologischer Sicht zu den unerwünschten Bestandteilen unserer Nahrung. Ebenso wie gesättigte Fettsäuren können Trans-Fettsäuren den Gehalt an Low Density Lipoprotein (LDL-Cholesterin, „schlechtes" Cholesterin) im Blut und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die gleiche Menge an Trans-Fettsäuren im Vergleich zu gesättigten Fettsäuren ungünstiger auswirken kann, weil Trans-Fettsäuren zusätzlich den Blutspiegel von High Density Lipoprotein (HDL-Cholesterin, „gutes" Cholesterin) senken und den der Triglyceride steigern können. Dies sind Faktoren, die das Risiko für das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit (KHK) bzw. für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusätzlich erhöhen.



Darüber hinaus stehen trans-Fettsäuren im Verdacht, an der Entstehung von Diabetes beteiligt zu sein und eine ungünstige Wirkung auf Babys im Mutterleib (Föten) zu haben. Grundsätzlich ist auch zu berücksichtigen, dass laut dem letzten Ernährungsbericht in Österreich ca. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen und gut ein Drittel der Erwachsenen übergewichtig sind, Tendenz steigend. Darüberhinaus sollen sie auch mitverantwortlich für Fruchtbarkeitsprobleme sein.

http://www.netdoktor.at/nachrichten/?id=117767&q=herzkrankheiten

Fakten und Zahlen zu Transfette - siehe Arbeiterkammer Wien:

http://www.arbeiterkammer.at/pictures/d46/Erhebung_Fast_Food1.pdf

http://www.arbeiterkammer.at/pictures/d53/transfett_liste_neu.pdf


Versprechen der Industrie ist zu wenig

Da Trans-Fettsäuren keinerlei notwendige Funktion haben, aber verschiedene Gefahren bzw. potenzielle Risiken bergen, sollte der Gehalt an Trans-Fettsäuren in Lebensmitteln so niedrig wie möglich sein. Weder in Österreich, noch auf EU-Ebene konnte man sich bisher zu gesetzlichen Maßnahmen durchringen. In Österreich gibt es lediglich ein Versprechen der Industrie, Transfette in Lebensmitteln freiwillig zu reduzieren.

Vorbilder Dänemark, New York und Kalifornien

Dänemark hat ein Gesetz erlassen, das Produkte mit einem Gehalt von mehr als zwei Prozent Trans-Fettsäuren im Fettanteil eines Erzeugnisses verbietet und in den USA und Kanada muss der Anteil an Trans-Fettsäuren verpflichtend auf dem Etikett angegeben werden. In New York sind die Transfette seit wenigen Wochen verboten, Kalifornien verbietet ab 2010 diese Stoffe in Margarine, Fetten und Ölen auch in Restaurants.

SPÖ und ÖVP haben meine Initiative auf die lange Bank geschoben:

Der Grüne Antrag zum Verbot der Transfette in Österreich war bereits am 27. September 2007 von mir eingereicht worden:
Siehe Antrag: http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/A/A_00340/pmh.shtml
Der Antrag wurde zum ersten Mal am 22. April 2008 im Gesundheitsausschuss behandelt und vertagt, stand zum zweiten Mal am 29. Mai 2008 auf der Tagesordnung und wurde dem Konsumentenschutzausschuss zugewiesen. Dort stand er dann neuerlich am 1. Juli auf der Tagesordnung und wurde wieder vertagt. Zur Diskussion im Ausschuss gibts eine Aussendung des parlamentarischen Pressedienstes siehe LINK unten.

Die Untätigkeit von SPÖ und ÖVP ist umso unverständlicher, als auch die ExpertInnen der Arbeiterkammer seit längerem schon eine gesetzliche Regelung einfordern. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky ließ sich offensichtlich von uneinsichtigen Lobbyisten der gewerblichen Wirtschaft die Hände binden und hat dem Prinzip „Freiwilligkeit“ gehuldigt. Doch die ÖsterreicherInnen wollen in ihr Frühstückskipferl und den Krapfen ohne Angst vor ungesunden Transfettsäuren reinbeißen können! Eine entsprechende Regelung im Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz ist daher sofort und umgehend vorzubereiten!

Preisanstiege bei Ölen und Fetten

Pflanzliche und tierische Öle und Fette wiesen bei Verbrauchsgütern laut Statistischem Bundesamt der BRD im Zeitraum Juni 2007 bis Juni 2008 mit + 48,5% den höchsten Preisanstieg auf.
Quelle: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2008/07/PD08__259__61241,templateId=renderPrint.psml
Der eminente Anstieg bei den tierischen und pflanzlichen Ölen und Fetten ist ein klarer Indikator dafür, dass der Agrosprit-Boom verheerende Auswirkungen auf Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung hat. Die Gefahr von Lebensmittel-Qualitäts-Dumping nimmt damit akut zu!

Verbesserte Lebensmittelkennzeichnung ein Gebot der Stunde

Ähnlich wie in Großbritannien fordern wir ein Nährwertkennzeichnungssystem für Kalorien, Fett, Zucker und Salz einzuführen, wo der Ernährungswert in Form von Balken in rot, gelb und grün wie bei einer Ampel angegeben wird – bekannt unter dem Stichwort „Ampelkennzeichnung“.
Darüber hinaus müssen AnbieterInnen von Fastfood-Produkten zur Auskunft über die wesentlichen gesundheitsrelevanten Daten ihrer Produkte verpflichtet werden, aus denen zumindest Informationen zu Kalorien, Fett- und Zuckergehalt hervorgehen.


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