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Biolebensmittel in Linz
28.09.2007

Biolebensmittel in öffentlichen Einrichtungen in Linz – Erfolgsgeschichte oder Desaster?

Zu diesem Thema habe ich gemeinsam mit der Linzer Gemeinderätin Gerda Lenger einige Recherchen angestellt. Insbesondere hat Linz als Kulturhauptstadt 2009 einen besonderen Anlaß auch im öffentlichen Beschaffungswesen verstärkt auf BIO zu setzen.


Gerda Lenger und Wolfgang Pirklhuber beim Bio-Mittagsmenü bei Sylvia Schauberger im Bioladen in der Domgasse in Linz
http://www.bio-austria.at/ekq/anbieter/1208247/(n)/3996

Fett-hältiges Fastfood und dazu konzentrierte Zucker-Cocktails in handelsüblichen Getränken werden immer mehr zur Bedrohung der Gesundheit von Jung und Alt. Die Stadt Linz hätte daher mit Vorbildwirkung die Verwendung von Biolebensmitteln in allen öffentlichen Einrichtungen des Magistrats voranzutreiben, statt hier auf der Bremse zu stehen.

Die Außer-Haus-Verpflegung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Immerhin essen 2,9 Millionen ÖsterreicherInnen täglich außer Haus und rund 1,9 Millionen ÖsterreicherInnen in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung – in Schulen, Betriebskantinen, Krankenhäusern, Kindergärten, PensionistInnenheimen, Justizanstalten, Kasernen etc. Die öffentlichen Institutionen haben daher bei der Verpflegung großer Bevölkerungsanteile verstärkt eine gesundheitspolitische Verantwortung wahrzunehmen.

In Oberösterreich betragen die Ernährungsausgaben pro Haushalt knapp mehr als 500 € monatlich. 27 % davon gehen in den Außer-Haus-Verzehr.

Bio-Lebensmittel haben ihren Siegeszug längst auch in Kantinen und Großküchen angetreten. Dass <Bio in der Großküche> sowohl beliebt bei Tischgästen und Küchenpersonal, als auch wirtschaftlich machbar ist, beweisen erfolgreiche Pilotprojekte der vergangenen Jahre.

Ziel: Bioanteil von mindestens 30 Prozent

Das Grüne Team in Oberösterreich war federführend an der Verankerung offensiver Bio-Ziele für die öffentlichen Küchen des Landes verantwortlich. Im Regierungsprogramm wurde daher vereinbart, in den Internats-, Schul-, MitarbeiterInnen-, Heim- und Spitalsküchen des Landes eine Bioquote von mindestens 30 % zu erreichen. Zu betonen ist, dass der Ausbau der Bioquote schrittweise und vor allem durch lokale, regionale Anbieter erfolgen soll. Heimische Agrarprodukte und fair gehandelte Lebensmittel sollen in den Landesküchen Trumpf sein.
In 42 landeseigenen Schulen und Pflegeeinrichtungen Oberösterreichs wurden 2006 bereits 25 % Bio-Lebensmittel verwendet und nicht nur die Köche, sondern auch die jungen und älteren Menschen sind von der Qualität des Bio-Essens begeistert.

Trend geht eindeutig Richtung Bio-Lebensmittel

Aus einer aktuellen Anfragebeantwortungs-Serie an Bundeskanzler Gusenbauer, Landwirtschaftsminister Pröll und Finanzminister Molterer geht hervor, dass der Trend zu Bio-Lebensmitteln nun verstärkt Eingang in das öffentliche Beschaffungswesen finden soll.

Zitat: „Vorab ist festzuhalten, dass das Bundeskanzleramt bereit ist, verbindliche Leitlinien für eine Ökologisierung des Beschaffungswesens im Vollziehungsbereich des Bundes zu verabschieden, die auch die Lebensmittelbeschaffung ökologisieren.“

Pilotprojekt auf Bundesebene angelaufen

Zur Erprobung wird dzt. von der Bundesbeschaffung GmbH (BBG) gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium ein Pilotprojekt durchgeführt. Ergebnisse sollen in die Überarbeitung der Leitlinien einfließen, die Pilotphase startete am 20. April 2007. Betriebsküchen des Bundeskanzleramtes sind vertraglich verpflichtet, auch eine Biokomponenten berücksichtigende Speisenauswahl anzubieten.

Biolandbau ist aktiver Umweltschutz und Regionalförderung

„Produkte aus biologischem Anbau sind nicht nur gesund und wohlschmeckend, sie sparen auch gegenüber der konventionellen Landwirtschaft rund 60% CO2-Emissionen. Der Biolandbau verzichtet auf synthetische Mineral- und Düngemittel und betreibt somit aktiven Umweltschutz und vor allem Regionalförderung. Boden und Wasser werden geschont, Tier- und Pflanzenvielfalt werden gefördert.“

Bioprodukte in Küchen der Stadt Linz – eine unendliche Geschichte

„In Linz beginnt´s – ein Slogan der für BIO in den gemeindeeigenen Großküchen leider nicht zutrifft“, kritisieren Gerda Lenger und Wolfgang Pirklhuber die aktuelle Situation in den gemeindeeigenen Küchen des Magistrates der Stadt Linz.

Bereits 1998 forderten die Grünen im Linzer Gemeinderat die Durchführung eines Pilotversuchs für die Verwendung von Bioprodukten in Magistratsküchen. Aufgrund zahlreicher Befürchtungen betreffend zeitgerechter Anlieferung, der Nicht-Gewährleistung der Pasteurisierung bei Milch- und Milchprodukten und der strengen Hygieneanforderungen sowie geschätzter Mehrkosten von 4 bis 5 Millionen Schilling (290.700 bis 363.400 Euro) wurde seitens der Stadt das AKH für den Pilotversuch ausgeschieden. Bei den SeniorInnenheimen wiederum befürchtete man eine empfindliche Verteuerung der Verköstigung, außerdem sei nach der bisherigen Erfahrung die Akzeptanz von Bioprodukten bei den „Heiminsassen“ (wörtlich im Amtsbericht) nicht lückenlos gegeben.

Das Amt für Tagesheimstätten wiederum stellte fest, dass es wie alle anderen Dienststellen verpflichtet sei, wirtschaftlich und sparsam vorzugehen und dass die von Großhändlern angebotenen Gemüsewaren den Ansprüchen der Küche genügen würden und billiger seien.

Zaghafter, ja fadenscheiniger Pilotversuch

Schließlich fand der Pilotversuch in der Küche des Hortes Krausstraße statt. Bei einem jährlichen Aufwand für Obst, Gemüse, Fleisch und Eier von 81.000 Schilling (5886,50 Euro) wurde ein Mehraufwand von 50.000 Schilling (3633,64 Euro) erwartet.

Das Pilotprojekt wurde 2002 erfolglos abgebrochen. Unter anderem mit dem Argument beschränkter Liefermöglichkeiten und beträchtlicher Mehrkosten. Die Köchin habe sich geweigert, ein Kilo Gurken um 60 Schilling (4,36 Euro) zu kaufen und habe Obst und Gemüse daher nur sehr reduziert gekauft. Außerdem hätten die Eltern keine Freude mit den hohen Mehrkosten und die Kinder bekämen abends von ihnen ein Leberkässemmerl, weil sie ohnehin bereits eine gesunde Mahlzeit gehabt hätten...

Gemeinderatsbeschluss 2001 auf Initiative der Grünen

Im Juni 2001 beschloss der Linzer Gemeinderat auf neuerliche Initiative der Grünen einstimmig, innerhalb von drei Jahren schrittweise das Angebot in städtischen Einrichtungen im Umfang von 30 Prozent auf Bio-Kost umzustellen.

Lebensmittel statt Nahrungsmittel

2002 war einer Anfragenbeantwortung zufolge in der Kindertagesbetreuung auf Milch und Milchprodukte aus biologischer Landwirtschaft umgestellt worden, was etwa 20 Prozent des ausgeschriebenen Lebensmittelvolumens ausmache. Bei Fleisch könne man überhaupt nicht umsteigen, weil das Angebot in dem Ausmaß, wie man es brauche, nicht vorhanden sei. Mit gewissen Umstellungen könne bis Ende 2002 das vorgegebene Ziel von 30 Prozent erreicht werden. Bei den SeniorInnenzentren sei aus tariflichen Gründen keinerlei Umstellung auf Biokost erfolgt. Im AKH habe man im Bereich der Milch und Milchprodukte im Ausmaß von ca. 20 Prozent umgestellt. Eine Umstellung bei Fleisch sei auch hier nicht möglich, wird von Seiten der Verantwortlichen argumentiert.

Umstellung auf Biokost funktioniert nur schleppend

Bis heute funktioniert die Umstellung auf Biokost in städtischen Einrichtungen nur schleppend. Am ehesten würden laut einer Anfragenbeantwortung vom März 2007 Milch- und Milchprodukte verwendet, Gemüse sei nach wie vor zwischen 300 und 400 Prozent teurer, biologische Eier würden ausgeschrieben, man bekomme sie vermutlich auch. Bei Biofleisch gebe es selten Beteiligungen an den Ausschreibungen.

Gerda Lenger, Gemeinderätin und Umweltsprecherin der Linzer Grünen, fordert mehr Engagement von Bürgermeister Dobusch, damit endlich die vom Gemeinderat beschlossenen 30 Prozent Bioanteil in allen städtischen Küchen erreicht werden: „Biokost ist ein wertvoller Beitrag zu gesunder Ernährung, ist frei von gentechnisch manipulierten Organismen und garantiert eine Trinkwasser schonende Produktion. Außerdem sollen im Sinne der regionalen Strukturen wie Verkehr und Arbeitsplätze regionale, saisonale Produkte bevorzugt werden.“

Geringer finanzieller Mehraufwand bei kluger Disposition

„Der Erfahrungsaustausch aller Küchenmitarbeiter und Einkäufer mit bestehenden Bio-Großküchen sollte forciert werden. Die 30 % Bioquote sind bei kluger Disposition mit kaum einem finanziellen Mehraufwand beim Lebensmitteleinkauf bzw. Verbrauch machbar, da im Küchenbereich ohnedies der Faktor Personal dominiert und zusätzlich durch regionale und saisonale Verfügbarkeit und weniger Garverluste beim Fleisch Mehrkosten kompensiert werden können. Die Erhöhung der Bioquote ist daher auch im Rahmen normaler Küchenbudgets leistbar“, unterstützt Pirklhuber die Argumentation der Linzer Grünen.

EU-Weißbuch legt dringendes Handeln nahe

Wie volkswirtschaftlich bedeutend die Umstellung auf gesunde Ernährung sein würde, zeigt das EU-Weißbuch vom 30.5.2007 KOM (2007) 279 mit dem Titel „Ernährung, Übergewicht, Adipositas (=Fettleibigkeit): Eine Strategie für Europa" auf: „In den letzten drei Jahrzehnten ist das Ausmaß von Übergewicht und Adipositas in der EU drastisch angestiegen, insbesondere bei Kindern, bei denen die Prävalenz des Übergewichts 2006 schätzungsweise 30% betrug. Dies zeigt einen steigenden Trend zu ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel, der erwarten lässt, dass in Zukunft vermehrt chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Schlaganfall, bestimmte Krebsarten etc. auftreten werden."

„Die Mitgliedstaaten müssen auch aktiv am Aufbau von Partnerschaften für örtliche Maßnahmen mitwirken, die freiwillige Initiativen unterstützen können...."

Durch die Zustimmung der WHO-Charta haben die Mitgliedsstaaten erklärt: „Sichtbare Fortschritte, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, müssten in den meisten Ländern innerhalb der nächsten 4 bis 5 Jahre, eine Trendumkehr bis spätestens 2015 erreichbar sein."

Geld lieber in Biolebensmittel statt in Behandlungskosten investieren

Gerda Lenger: „Durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung gerade bei Kindern kommen im Gesundheitswesen enorme Mehrkosten auf uns zu. Es wäre viel sinnvoller, einen Teil dieses Geldes in gesunde Ernährung zu investieren. Und gesunde Ernährung heißt: Verarbeitung von sai


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