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Gentechnikfreie Futtermittel - Workshop auf Rieder Messe
08.09.2007

Workshop: Gentechnikfreie Futtermittel - Marktchancen für die Zukunft!
eine Veranstaltung der Grünen Bäuerinnen und Bauern OÖ:


Marktsituation, Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsperspektiven von gentechnikfreien Futter- und Lebensmitteln


auf dem Podium von links nach rechts:
Josef Feilmeier(Bayern), Karl Fischer (Crop-Control), Wolfgang Pirklhuber, Abg. z. LT Maria Wageneder(Moderation), Komerzialrat Pilstl und Thomas Fertl von Bio-Austria

Rund 50 TeilnehmerInnen nahmen an dem spannenden Workshop teil. Diese repräsentieren ein buntes Spektrum aus Futtermittel- und Saatgutfirmen, Bauern, Bäuerinnen, AGES (Futtermittelkontrolle) sowie Grün-Engagierte und interessierte Einzelpersonen.

Der Impulsvortrag „Gentechnikfreie Futtermittel – eine Herausforderung für den Agrarsektor“ erfolgte durch Josef Feilmeier (Feilmeier Lagerhaus GmbH&Co KG; Hofkirchen/Bayern). Ausführlich erläutert er hinsichtlich der Kostenunterschiede, warum gentechnikfreie Futtermittel (<0,9% Verunreinigungen, nicht deklarationspflichtig laut EU-Verordnung) nicht teurer als genveränderte sind. Dabei gibt es Futtermischungen ohne Soja überall gentechnikfrei ohne jeglichen Mehrpreis. Bei Futtermischungen mit Soja kostet gentechnikfreies Futter nur geringfügig mehr als genverändertes. Das die Mehrkosten nicht ins Gewicht fallen basiert darauf, dass nicht das pure Gewicht, sondern die Nährstoffmenge entscheidet. So hat das häufig verwendete Normalschrot-Soja GVO 43 selten 43% Protein, während der gut verfügbare gentechnikfreie Soja HP-48 garantiert 48% Protein aufweist. Dieser höhere Anteil an Protein und Rest-Sojaöl sowie der geringere Anteil an Rohfaser führen dazu, dass bei gentechnikfreiem Soja HP-48 eine deutlich geringere Menge benötigt wird als beim normalen GVO-Soja. Feilmeier weist weiters darauf hin, dass bäuerliche Betriebe beim Umstieg auf GVO-freies Soja weniger Tierprobleme haben.

Die Verfügbarkeit von gentechnikfreier Soja ist laut Feilmeier garantiert. Auf der Homepage http://www.zivilcourage.ro gibt es eine Liste entsprechender Futtermittelhändler sowie umfassende Informationen zum Thema gentechnikfreie Futtermittel.

In der Folge betont Feilmeier, dass am Markt die Erzeuger den Abnehmern verantwortlich sind. Letztendlich schafft der Verbraucher an. Solange GVO-Produkte gekauft werden, werden sie auch produziert, denn die Wirtschaft erfüllt alle Kundenwünsche. Die Verbraucher müssen also Gentechnikfreiheit fordern und die Bauern müssen umstellen.

Schwerwiegend ist für Feilmeier der Umstand, dass sich in der Vergangenheit als sicher gekennzeichnete Produkte später als gefährlich herausstellten, wie z.B. bei Tiermehl-Verfütterung, Antibiotika-Beigabe, Herbizideinsatz. Seiner Meinung nach ist Gentechnik nicht ausreichend erforscht.

Im Anschluss an den Impulsvortrag erfolgte unter Moderation durch Maria Wageneder eine Diskussion mit Publikumsbeteiligung statt.

Thomas Fertl leitet den Bereich Agrarpolitik bei BIO AUSTRIA. Er sieht die generelle Forderung nach gentechnikfreier Produktion in der Landwirtschaft nicht als Konkurrenz für die Bio-Betriebe, die ja prinzipiell gentechnikfrei produzieren müssen. Für ihn ist Gentechnikfreiheit ‚nicht teilbar’ und ‚Bio’ ist ein Gesamtkonzept, wo Einzelaspekte nicht zu stark in der Vordergrund gerückt werden sollen. Der Schlüssel für Gentechnikfreiheit ist für ihn das Saatgut. Er weist darauf hin, dass die ARGE Gentechnikfreiheit Standards im Sinne einer Positivauslobung bei der Produktkennzeichnung fördert und demnächst ein Kodex bzgl. gentechnikfreier Produktion von Fleisch vorliegen wird.
Für gentechnikfreie Produkte sprechen auch wirtschaftliche Argumente, da Gentechnikfreiheit bei Lebensmitteln für die KonsumentInnen laut Umfragen sehr wichtig ist (rund 80% lehnen GVO-Produkte ab).
In der Folge betont er, dass Energieproduktion und Nahrungsmittelproduktion in der Gentechnik-Diskussion nicht getrennt werden können, da einerseits eine Koexistenz beim Anbau nicht möglich ist und andererseits die Möglichkeit besteht, Teilprodukte aus der Energieproduktion als Futtermittel einzusetzen.

Für Fertl ist die 0,9% Höchstgrenze für zufällige, nicht vermeidbare Verunreinigungen mit gentechnisch verändertem Futter ein pragmatischer Ansatz, da ein Grenzwert von 0,1% für Mischfutter in der Praxis nicht einhaltbar ist. Der Grenzwert 0,1% gilt für die Anlieferung an das Futtermittelwerk, um die 0,9% Grenze einhalten zu können.


Karl Pilstl betreibt ein internationales Handelshaus und ist Pionier für gentechnikfreie Futtermittel. Seine Firma war die erste, die gentechnikfreies Soja (<0,1% GMO-Verunreinigung) nach Mitteleuropa importierte. Seine NON-GMO-Ware wird in Brasilien angebaut und durchgehend auf dem Weg von dort bis Österreich kontrolliert. Die Abnehmer sind vor allem die Schweiz (wo Futtermittel zu 100% gentechnikfrei sein müssen), Österreich und Bayern. Aktuell ist Pilstl in Verhandlung mit einer russischen Region, um von dort zusätzlich gentechnikfreie Soja importieren zu können und damit die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Pilstl’s Beweggrund, für Gentechnikfreiheit einzutreten liegt in den Erfahrungen mit Firmen wie Monsanto, die in der Vergangenheit immer wieder Produkte aufgrund ihres starken Gefahrenpotentials für Menschen vom Markt nehmen mussten.

Pilstl weist darauf hin, dass zweigleisiges Fahren in einem Futtermittelwerk nahezu unmöglich ist, da die Grenze <0,9% sehr schwer eingehalten werden kann und hohe Trennungskosten anfallen.


Karl Fischer von der Saatbau Linz weist darauf hin, dass vom verarbeiteten GVO-freien Raps der anfallende Rapsölkuchen als Futtermittel mit 10 € pro Tonne teurer verkauft werden kann. Das Potential wird derzeit aber nicht ausgeschöpft, weil nur ein Drittel des Rapsölkuchens tatsächlich als GVO-frei und damit zum höheren Preis verkauft werden kann. Bezüglich Bioenergie besteht die Sorge, dass bisherige Gentechnikfrei-Standards wieder aufgeweicht werden.


Wolfgang Pirklhuber betont, dass das bisher Erreichte im Bereich Gentechnikfreiheit in der Landwirtschaft zeigt, dass politisches Lobbying und der Aufbau von Netzwerken etwas bringt. Ein weiterer Schulterschluss ist notwendig. Wermutstropfen sieht er zum einen darin, dass im Österreichischen Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) kein GVO-freies Saatgut verwendet werden muss, um Fördermittel zu erhalten. Zum anderen garantiert das AMA-Gütesiegel keine Gentechnikfreiheit. Pirklhuber weist darauf hin, dass nach jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen Genbestandteile der zugelassenen GVO-Maissorte MON 810 bei der Verfütterung an Ferkel in einer italienischen Studie nachgewiesen werden konnte. Er fordert eine 100%-ige Umstellung auf GVO-freie Futtermittel, da dies die Kosten für die Erzeuger niedrig hält.

Thomas Waitz merkt an, dass die KonsumentInnen bzgl. Gentechnikfreiheit von Lebensmitteln nur wenig Bescheid wissen und hier noch großer Informationsbedarf besteht.



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