Pirklhuber: Verspritung von Getreide (E10) ist ethische, ökologische und ökonomische Sackgasse
Grüne: Berlakovich muss Biosprit-Pläne endlich auf Eis legen
"Die Verspritung von Getreide ist angesichts von weltweit einer Milliarde hungernder und unterernährter Menschen ethisch unverantwortlich und skandalös. Die Agrotreibstoffe sind ökologisch völlig ineffizient und bedrohen die letzten intakten Regenwaldgebiete. Zusätzlich sind sie ökonomisch ein Desaster, da sie von der enormen Volatilität der Rohstoffpreise abhängig sind" kritisiert Wolfgang Pirklhuber Landwirtschaftssprecher der Grünen Bundesminister Berlakovich und fordert ihn auf, endlich seine völlig überzogenen Biosprit-Pläne auf Eis zu legen.
"In den letzten Jahren hat die Agrosprit-Produktion in Österreich zu einer massiven Zunahme bei Getreide Importen geführt. Damit wird auch die Selbstversorgung Österreichs mit Brot- und Futtergetreide mittelfristig gefährdet", warnt Pirklhuber.
"Die Zahlen der Getreide-Import-Bilanz der Agrarmarkt Austria (AMA) belegen es eindeutig: Seit dem Jahr 2007 sind die Getreide-Importe in Österreich von 825 000 Tonnen jährlich auf 1 444 000 Tonnen im Jahr 2010 gestiegen, während die Exporte in etwa gleichgeblieben sind. Diese Zunahme von 617 000 Tonnen oder 75 Prozent Steigerung geht im Wesentlichen auf die Zunahme der Mais- und Weizen-Importe für die Agrosprit-Erzeugung zurück", informiert Pirklhuber.
Die Agrosprit-Anlage der Agrana in Pischelsdorf ist im Juni 2008 in Betrieb gegangen. Laut AMA-Getreidebilanz für 2008/2009 wurden im ersten Jahr 407 000 Tonnen, für 2009/2010 bereits 490 000 Tonnen und für das Jahr 2010/2011 schon 546 000 Tonnen Weizen und Mais für die Agrosprit-Produktion verwendet, das entspricht etwa 6 Prozent der gesamten Bio-Ethanolproduktion in der EU-27.
Pirklhuber fordert daher in einem Antrag, der seit 2009 im Parlament auf die endgültige Behandlung wartet, ein Abgehen von den überzogenen Agrotreibstoffplänen der ÖVP-Agrarier und ein Moratorium für die Beimischung auf EU-Ebene.
"Statt sich für die Interessen der Agro-Industrie einzusetzen, sollte sich Landwirtschaftsminister Berlakovich endlich für eine faire und gerechte Agrarreform nach 2014 stark machen. Angesichts der sich verschärfenden Auswirkungen des Klimawandels brauchen wir eine Agrarpolitik, die auf die biologische Vielfalt, eine bodenschonende Humus- und Kreislaufwirtschaft und eine sozial gerechte Ausgestaltung der Agrarförderungen setzt", sagt Pirklhuber abschließend.
|